Läden büßen in unserem Wirtschaftssystem ihre ökonomische Bedeutung ein. Der Verkauf an den Endkunden findet heute zum größten Teil auf der Großfläche und im Internet statt. Viele Geschäftshäuser sind als Geschäftshäuser darum überflüssig.
An einem Herbsttag des vergangenen Jahres erhängte sich der Lebensmittelkaufmann Walter Hotze (Name von der Redaktion geändert), 39, aus Ganderkese bei Bremen am Ast einer deutschen Eiche. Der Niedersachse hatte es nicht verwinden können, daß sein 1782 gegründeter und vom Vater ererbter Laden vor einem benachbarten Supermarkt kapitulieren mußte.“ So begann vor 46 Jahren ein Artikel im Spiegel über den Siegeszug des Supermarkts. Als das Magazin über die „Gigantonomie im Einzelhandel“ berichtete, gab es in Deutschland noch 290.000 Lebensmittelgeschäfte. Supermärkte mit 150 m2 Verkaufsfläche galten auf dem Land noch als zukunftsträchtiges Format. Inzwischen sind neue Supermärkte in der Regel zehnmal so groß. Wie viele Lebensmittelgeschäfte es hierzulande noch gibt, weiß niemand so genau. Das EHI Retail Institute nennt eine Zahl von knapp 38.000 (2015), meint damit aber im Wesentlichen Supermärkte, Discounter und SB-Warenhäuser. Spezialgeschäfte (z.B. für Obst und Gemüse) sind in der EHI-Statistik nicht enthalten.
Wie auch immer die genaue Zahl lautet, fest steht: Auch wenn Lebensmittelgeschäfte für die Nahversorgung in Innenstädten und Stadtteilen partiell wichtig bleiben, sind sie gesamtökonomisch betrachtet ein Randphänomen. (…)